Bericht Jodlerabend 2014
Oberbaselbieter Zeitung, 23.10.2014,
Seite 17
Jodlerobe mit Pfiff
Wer
nie an einem Jodlerabend war, kennt die Schweizer Seele nicht. Hier scheint es,
als ob alle Schweizer – auch die im Unterland – Bergler wären.
Es war kein Zufall, dass der Jodlerklub
Spitzeflüeli Waldenburg seinen Jodlerobe am Samstag unter das Motto
„Bärgwanderig“ stellte. Die Turnhalle war bis zum letzten Platz besetzt, als in
einem Sketch durstige Wanderer die Bühne erklommen, wo die Jodler bereits in alpiner
Idylle warteten. Vereinspräsident Werner Thommen begrüsste die Anwesenden und
las eine fast endlose Liste von Delegierten befreundeter Vereine herunter. Zuerst erklangen vom Jodlerklub „Höch obe“
von Ernst Sommer und Beat Jäggi und Edi Gassers „Bärgkristall“, unbestritten
ein Bijou der Jodelliteratur. Der Chor bestach durch einen warmen, homogenen
Klang. Unterdessen hatte Monika Diethelm die Führung durch den Abend
übernommen, wobei sie witzig und charmant moderierte. Im ersten Teil brillierte
das Jodlerquartett Männertreu aus
Teuffenthal (BE) gleich in zwei Auftritten. Mit Jakob Stadelmanns „Mis
Trachtegwand“, „Hie bin i dehei“ von Hans Widmer, Jakob Hummels „Schwyzers
Heiweh“ und „Bärgwanderig“ von Peter Reber überzeugte es auf der ganzen Linie. Das
a-capella-Ensemble verfügt über starke Stimmen, die vom Bass bis zur Kopfstimme
keine Wünsche offen lassen. Der phänomenale harmonische Gesamtklang von
anspruchsvollen Arrangements ist wie aus einem Guss und verrät Intonationssicherheit
und artikulatorische Sorgfalt. Im zweiten Teil wurde das Quartett zweimal
herausgeklatscht. Männertreu könnte es
mit den besten a-capella-Chören der Welt aufnehmen. Im Anschluss an einen kurzen Sketch sangen
Sabine Bader und Sabine Ammann im gut harmonierenden Duett zwei Jodellieder.
Erwin Dubach, der in seinem 91. Lebensjahr steht, gab zwei Gedichte zum Besten,
„Liebi“ von Friedrich Walti und „Eusi Sprooch“ von Ida Schweizer-Buser. Sein
Vortrag bestach durch Textsicherheit, gestische Präsenz und Begabung für
Sprachgestaltung. Manch ein Laiendarsteller könnte sich hier eine Scheibe
abschneiden. Der erste Teil wurde vom Jodlerklub Spitzeflüeli mit „Längizyti“
abgeschlossen.
Ein
Abend, wie er sein muss
Nach urchig-lüpfigen Klängen des
Schwyzerörgeli-Quartetts Schenkenberg aus Schinznach-Dorf und weiteren Darbietungen
sang das Lotti-Terzett mit Monika Diethelm, Sabine Ammann und Sabine Bader zwei
Jodellieder, bevor die Gastgeber mit „Bärgwanderig“ von Ueli Moor den Abend
beschlossen. Dem JK Spitzeflüeli ist es gelungen, zusammenzuführen, was bei
Jodlerabenden oft in zwei unverbundene Teile zerfällt: Musik und Theater. Mit
dem szenischen Rahmen, der lyrische, dramatische und gesangliche Elemente
zuliess, haben sie einen Jodlerobe geboten, der noch lange in Erinnerung
bleiben wird.
Thomas Brunnschweiler
Legenden
20
Unterhalten sich gut: JK-Präsident Werner Thommen und Moderatorin
Monika Diethelm.
26
Impression einer Jodlerdarbietung des JK „Spitzeflüeli“
Waldenburg.
31
Phänomenale Stimmen: JQ „Männertreu“ mit Ferdinand Oehrli,
Werner Aebersold, Simon Zmoos und Hanspeter Fuss (v.l.).
45
Brillanter Sprecher mit bewundernswertem Gedächtnis: Erwin
Dubach (90).
58
Sorgten nach dem Programm für Unterhaltung: Schwyzerörgeli-Quartett
Schenkenberg.
67
Das Lotti-Quartett mit Monika Diethelm, Sabine Ammann,
Sabine Bader und Marianne Oetiker (v.l.).